Als die Leute noch wussten was Hunger ist schnitten sie manchmal nur die Augen aus den Kartoffeln heraus um sie als Pflanzgut zu verwenden. Den grossen Rest der Kartoffel nutzten sie zum Kochen. Dabei fiel ihnen auf, dass die Kartoffeln, die sich aus den Augen entwickelten zwar nicht sehr gross wurden, aber dafür besonders vital und gesund waren.

Das liegt daran dass sich Viren überwiegend im Kartoffelfleisch einnisten und der Kartoffelkeimling später die Viren aus der Pflanzkartoffel übertragen bekommt. Je weniger Pflanzkartoffelfleisch zur Verfügung steht, desto weniger Viren sind da um den Keimling zu befallen. Wer Virenprobleme hat kann sogar nur den Keimling, ganz ohne Kartoffelfleisch, als Pflanzmaterial verwenden. In diesem Fall sollte man aber nicht direkt ins Beet sondern zuerst in Aussaaterde pflanzen und Stecklinge ziehen. Der Keimling kann dann ja nicht auf das Nährstoffreservoir der Pflanzkartoffel zugreifen sondern muss sich sofort selbst ernähren und Wurzeln bilden. Das kostet ihn ordentlich Kraft. Es dauert deshalb auch ein wenig länger bis die Kartoffel später ausgereift ist.

Mit dieser Methode, dem „äugeln“, kann man von jeder Kartoffel soviele Kartoffelpflanzen ziehen, wie die Kartoffel Augen hat. Man kann damit also jede beliebige Kartoffelsorte vermehren und – besonders wichtig – im Nachbau gesund halten. Normalerweise degenerieren nachgebaute Kartoffeln nach wenigen Jahren. Lediglich in Höhenlagen bleiben die Kartoffeln längerfristig gesund weil es dort kaum Läuse hat, welche die Viruskrankheiten übertragen.

Mehr über Kartoffeln und ihre Geschichte findet man in Peer Schilperoords Büchlein „Kulturpflanzen in der Schweiz – Kartoffel