Die Frage, ob man Unkraut kompostieren soll, lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Unkraut ist unseren Kulturpflanzen ja immer eine Nasenlänge voraus. Es bildet mehr und stärkere Wurzeln, mehr Samen, keimt besser und wächst schneller als Gemüse, Salat oder Blumen. Es ist aber trotzdem nicht aus Stahl, sondern reagiert empfindlich auf Hitze, Nässe, Dunkelheit und tiefen pH-Wert, sprich Säure. Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau, FiBL, konnte in Versuchen nachweisen, dass in gut geführten Grüngutkomposten selbst hartnäckige invasive Unkräuter wie Erdmandelgras und Japanknöterich abgetötet werden.
Auch im normalen Garten kann man einen unkrautarmen Kompost herstellen. Mit Hitze ist der Unkrauttod am einfachsten zu erreichen. Bei Temperaturen von 55 Grad und mehr geben selbst die hartnäckigsten Unkrautsamen und -wurzeln nach einer Woche den Geist auf. Solche Temperaturen werden in Gartenkomposten allerdings nur selten erreicht und wenn, dann meistens nur in der Mitte des Komposthaufens. Das ist aber noch lange kein Grund zur Beunruhigung: Auch bei Temperaturen um die 37 Grad können Unkrautsamen und -wurzeln ihre Keimfähigkeit verlieren. Es dauert dann einfach länger. Nach drei Wochen mit moderat erhöhten Temperaturen ist das Unkraut in einem gut geführten Kompost weichgekocht. Das liegt nicht mal so sehr an der Temperatur, sondern viel mehr am tiefen pH-Wert (als Resultat des Zersetzungsprozesses) in Kombination mit Feuchtigkeit und Nährstofffreisetzung. Die Unkräuter in und auf dem Kompost reagieren erst einmal indem sie keimen. Und das ist der springende Punkt: Denn nie ist eine Pflanze empfindlicher als im Keimlingsstadium! Bei frisch gekeimten Unkräutern reicht ein einfaches Umsetzen des Komposts aus. Die Verbindung der Keimlinge zur Wurzel wird unterbrochen, die zarten Blättchen verschüttet, die Pflänzlis kommen ins Dunkle, wo sie nicht weiter assimilieren und damit auch nicht weiterwachsen können. Schluss, fertig, aus. Ein wichtiger Faktor für einen unkrautfreien Kompost ist deshalb, jedenfalls meiner Meinung nach, das rechtzeitige und konsequente Umsetzen sobald die Temperatur im Kompost zu sinken beginnt.
Im vielen Gärten geht die grösste Gefahr überhaupt nicht vom bestehenden Kompost, sondern von der Neu-Verunkrautung aus, welche stattfindet wenn der fertige oder beinahe reife Kompost ohne Abdeckung herumliegt. Dann landen herbeigewehte Unkrautsamen auf dem Kompost oder die Wurzeln der Unkräuter, die rings um den Kompost wachsen, erobern ihn von unten her. So werden sie nach und nach mit dem Kompost in den Garten eingetragen. Damit der Kompost nach Abschluss der Rottephase nicht mit Unkrautsamen und -wurzeln „infiziert“ wird sollte er also abgedeckt werden. Am besten mit atmungsaktivem Material wie Kompostvlies. Unter Plastik besteht nämlich die Gefahr, dass er erstickt und verfault. Dann wäre er zwar immer noch unkrautfrei – aber nicht wirklich pflanzenfreundlich …
17. Juni 2022 at 17:40
Vielen Dank für den tollen Beitrag zum Kompost. Mein Problem ist, dass ich nicht ausschließen kann, dass ich auch Jakobskraut im Grasschnitt habe. Zwar war ich der Meinung, alle ausgerupft zu haben… dann habe ich aber auch mal einen vor dem Mäher gesehen und nicht erwischt…
Wie gefährlich ist das nun? Muss ich den ganzen Geasschnittkompost nun verwerfen?
19. Juni 2022 at 20:24
Hallo Karola, sorry für die Späte Antwort. Ich hoffe der Grünschnittkompost ist nicht schon in der Kehrichtverbrennung? Vor der Samenreife kann Jakobskreuzkraut problemlos kompostiert werden. Nach der Samenreife braucht es eine Heissrotte und mehrmaliges Umsetzen, damit man ziemlich sicher sein kann, dass keine Samen mehr vorhanden sind. Eine hundertprozentige Garantie gibt es nicht, aber das gibt es auch nicht ohne Kompost, denn der Unkrautsamen gelangt ja auch von anderswoher überall hin. (Vielleicht sogar vom Nachbarn oder der Nachbarin ;-)). Als alte Komposti finde ich, dass die positiven Wirkungen vom Kompost die klitzekleine möglichen Gefahren überwiegen und würde den Grasschnittkompost auf jeden Fall verwenden. Herzliche Grüsse, Eveline