Die Natur ist ungerecht. Unkrautsamen kann jahrelang in feuchter Erde liegen und später trotzdem keimen. Beim Gemüsesaatgut ist das nicht so. Es wird mit den Jahren nicht besser, sondern laufend schlechter. Saatgut lebt, es atmet. Beim Atmen baut das Saatgut seine Reservestoffe ab und bildet Kohlendioxid. Der Keimling wird dadurch quasi doppelt geschwächt, er hat weniger Nahrung und erst noch schlechtere Umgebungs-Luft. Zwei Faktoren beeinflussen die Keimfähigkeit besonders stark: Die Temperatur und die Feuchtigkeit.

Temperaturen um 20 Grad sind für trockenes Saatgut gerade noch erträglich, bei 25 Grad wird es bereits kritisch. Tiefere Temperaturen sind grundsätzlich besser. In Genbanken wird das Saatgut bei minus 18 Grad gelagert. Dazu muss das Saatgut allerdings sehr trocken sein, es sollte höchstens 6 bis 8 Prozent Feuchtigkeit enthalten. Sonst besteht die Gefahr, dass die Zellen beim Gefrieren gesprengt werden und das Saatgut kaputt geht. Derart trockenes Saatgut könnte genauso gut noch bei Temperaturen um 20 Grad gelagert werden. Man muss nur verhindern, dass es wieder Feuchtigkeit aufnimmt. Zum Beispiel indem man es vakuumiert. Früher wurde Saatgut aus diesem Grund teilweise in Dosen eingemacht. Heute hat aber kaum noch jemand ein Gerät zum Eindosen…

Wer keine Vakuumiermaschine und keinen kühlen und zugleich trockenen Keller hat geht eigentlich nur dann auf Nummer sicher, wenn er oder sie Saatgut alle ein, zwei Jahre wieder frisch zukauft. Mit dem vorigen Saatgut lassen sich allenfalls noch Microgreens produzieren (Tipp dazu hier), dann ist wenigstens kein Seed-Waste entstanden.