Als Kind dachte ich die Eisheiligen seien so etwas wie die Heiligen Drei Könige, nur dass sie statt Geschenken Frost bringen. Warum sie das tun hab ich allerdings nie ganz verstanden. Als Jugendliche glaubte ich dass die Eisheiligen bewegliche Feiertage wären wie Pfingsten oder Ostern. Mir war aufgefallen war, dass der letzte Frost jedes Jahr zu einem anderen Zeitpunkt stattfand. Als Erwachsene stellte ich fest, dass die Eisheiligen offenbar nicht besonders berggängig sind. In meinem Garten auf 1500 Meter über Meer trafen sie immer verspätet ein, da gab es oft noch im Juni Frost … Seit ich im milden St.Galler Rheintal gärtnere ist das vorbei. Sogar die aussergewöhnlichen Frostnächte 2017 fanden hier nicht Mitte Mai sondern Ende April statt und dieses Jahr, im 2018, ist der Frühjahrsforst sogar ganz ausgeblieben.

Die Eisheiligen sind ein Mythos, genau wie der Osterhase, der Eier legt. Der einzige Unterschied besteht darin, dass wohl die wenigsten Erwachsenen an den Osterhasen glauben aber die meisten Gärtnerinnen und Gärtner an die Eisheiligen. Komischerweise glaubt kaum jemand an den Holunder. Dabei gibt es mit 99-prozentiger Sicherheit keinen Frost mehr wenn die ersten Holunderblüten aufgehen. In Hinterforst war das dieses Jahr am 30.April der Fall. In Chardonne am Genfersee setzte die Blüte schon am 20.April ein, in Locarno am 29.April, in Näfels am 1.Mai, in Muri AG am 11.Mai, genau wie in Altdorf – wie MeteoSchweiz festgehalten hat. Jedes Dorf, ja beinahe jeder Garten hat sein eigenes Klima. Und Pflanzen die sich daran angepasst haben – ob man’s glaubt oder nicht.

 

Mehr solche Pflanzen gibt es im Phänokalender