Im Gegensatz zu uns Gärtnerinnen und Gärtnern machen die meisten Pflanzen einen Winterschlaf. In dieser Zeit stellen sie die Arbeit ein und betreiben keine Photosynthese. Sie wachsen nicht, blühen nicht, fruchten nicht und nehmen in dieser Zeit auch fast keine Nährstoffe auf – weshalb es keinen Sinn macht im Winterhalbjahr zu düngen. Der Winterschlaf (bzw. die Vegetationsruhe) endet bei den meisten Pflanzen sobald die mittlere Tagestemperatur mindestens sieben aufeinanderfolgende Tage die Schwelle von 5 Grad Celsius überschritten hat. Wärmeliebendere Pflanzen schlafen ein wenig länger, sie werden erst bei 10 Grad Durchschnittstemperatur wach, während Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckli, Narzissen oder Tulpen dank der Reservestoffe in ihrem Speicherorgan, der Zwiebel, schon bei tieferen Temperaturen wieder munter werden.

5 Grad Durchschnittstemperatur klingt zwar nicht nach viel, doch weil es sich um einen Tagesmittelwert handelt spielt der Wert jeder einzelnen Stunde mit rein, also auch die Nachttemperatur. Und nachts kann es im Erstfrühling bekanntlich noch ziemlich frisch sein. Wenn es viele Stunden lang kalt, aber nur ein paar wenige Stunden lang warm ist, bliebt der Tagesmittelwert oft unter 5 Grad obwohl man das Gefühl hat, es sei schon frühsommerlich warm. Über den ganzen Monat März gesehen liegt die Tagesmitteltemperatur in Bern im langjährigen Mittel z.B. bei gerade mal 4,7 Grad. Ein Föhntag allein macht also noch keinen Frühling, auch wenn es sich für uns Menschen so anfühlt. Wer Kartoffeln, Kohlrabi und Kopfsalat ins Freiland setzen will, muss keine Temperaturkurven auswerten, sondern kann einfach abwarten bis die Forsythien blühen.

Übrigens: Falls die Forsythienblüte einmal ausbleibt, ist das noch kein Hinweis auf eine drohende Eiszeit sondern zeigt vermutlich nur, dass der Strauch falsch geschnitten wurde. Die Blüten entwickeln sich nämlich nur an älteren Trieben. Falls diese beim Rückschnitt im Herbst entfernt wurden, bleibt die Blüte im Frühling aus.