Dieses Jahr wuchsen die Rüebli in einem Teil meines Gartens neben Sellerie und Kürbis, in einem anderen Teil im Schatten von Tagetes und Kosmeen und an einem weiteren Standort neben Chinakohl und Fenchel. Alle Rüebli waren frei von den hässlichen Maden der Rüeblifliege, welche übrigens den hübschen Namen Psila rosae trägt. Wer dem Mythos der Nachbarschaftshilfe unter Pflanzen erliegt, wird nun natürlich gleich auf mehrere hilfreiche Nachbarschaften tippen. Dabei ist es viel einfacher: Der Rüeblifliege war es dieses Jahr zu heiss und zu trocken.

Das ist kein Mythos, sondern wissenschaftlich belegt. Die Rüebli- oder Möhrenfliege wird in der Schweiz laufend von der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope mit Fallen überwacht. Von den Daten des Fallenmonitorings weiss man dass die Rüeblifliege in der Deutschschweiz in Jahren mit feuchten Sommern (wie 2007 oder 2014) drei vollständige Generationen bildet. In Sommern mit ausgeprägten Hitzeperioden fällt der Flug der dritten Möhrenfliegen-Generation dagegen an vielen Standorten sehr schwach aus oder sogar ganz weg – wie 2006, 2013, 2015, 2017 und 2018. Schuld daran ist offenbar die Bodentemperatur in zehn Zentimeter Tiefe, wo sich die Larven und Puppen der Rüeblifliege befinden. Ist es dort im Juni oder Juli mehrere Wochen lang über 23 Grad warm schmoren sie dahin statt zu schlüpfen. Mehr heiss = weniger Rüeblifliegen, unabhängig davon, was in der Nachbarschaft wächst.