In Gärtnerkreisen immer wieder behauptet, dass man Pflanzen bei Sonnenschein nicht giessen darf. Angeblich kommt es sonst zu einem Brennglaseffekt und die Blätter verbrennen. In den letzten Tagen und Wochen gab es viele Sommergewitter und danach wieder reichlich Sonnenschein. Wenn die Behauptung stimmen würde, müssten zwischen Bodensee und Lac Leman jede Menge verbrannte Pflanzen stehen… Das tun sie aber nicht, oder?
Dass der Brennglaseffekt ein Mythos ist, hat mehrere Gründe:
- kaum ein Regentropfen erreicht je die typische Form eines Brennglases
- Regentropfen können nicht schweben – das müssten sie aber, damit das Licht nicht nur gebündelt, sondern der Strahl danach auch noch auf das Blatt treffen könnte
- Wasser verdunstet – und zwar schneller als es das Licht bündeln kann
Es ist in jedem Fall besser durstige Pflanzen auch bei Sonnenschein zu giessen, als damit bis zur Nacht zu warten (in der auch die Schnecken nach Wasser lechzen). Nur sollte man zum Giessen nicht kaltes Wasser über die erhitzten Blätter schütten, sondern besser nur den Boden befeuchten, damit die Wurzeln das Wasser aufnehmen könnten. Weil die Pflanzen bei spontanen, grossen Temperaturunterschieden in Stress geraten oder sogar einen Schock bekommen können sollte man sie bei Sonnenschein sehr vorsichtig giessen – aber nicht wegen dem Brennglaseffekt.
12. März 2017 at 09:13
Zum Thema: Gießen bei Sonnenschein:
Wann ist eine Pflanze „durstig“?. Bei Sonnenschein werden mitunter die Blätter etwas schlapp, rollen sich ein. Wartet man mit der Wasserzufuhr jedoch etwas ab, bis die Temperatur sinkt, die Sonne etwas weniger brennt, unterstützt man die Pflanze in ihrem natürlichen Rhythmus vermutilich besser.
12. März 2017 at 15:23
Völlig einverstanden! Das war vermutich auch die ursprüngliche Botschaft hinter dem Giessmythos. Wenn eine Pflanze nicht nur durstig, sondern eher am verdursten ist ist es dagegen besser mit dem giessen nicht mehr lange zuzuwarten.