Pikieren bedeutet Stress. Für Pflanze und Gärtnerin bzw. Gärtner. Für letztere nicht wegen der Arbeit (die ist ja noch recht entspannend), sondern weil man nach dem Pikieren meistens zu viele Setzlinge hat. Es handelt sich um ein psychologisches Problem: Die wenigsten Pikierenden bringen es übers Herz nur so viele Sämlinge zu Setzlingen zu machen, wie sie wirklich brauchen bzw. für die sie wirklich Platz haben. Wenn der Samen gut aufgelaufen ist gibts meistens deutlich mehr Setzlinge als „Sicherungsset“. Und weil dieses ich-brings-nicht-übers-Herz-die-schönen-Pflänzlis-zu-kompostieren mit dem Setzlingsmachen nicht aufhört werden später zuviele Planzen auf zu wenig Fläche gepflanzt. Das stresst dann die Pflanzen, sie fangen an zu serbeln und das stresst wiederum die Gärtnerinnen und Gärtner…

Wer keinen Stress will sollte den Pikierstab erst gar nicht schwingen sondern direkt in Multitopfplatten oder einzelne Töpfe säen. Das häufigste Argument gegen dieses Nicht-Pikieren ist der Platz. Stimmt. Man braucht am Anfang mehr Platz als wenn man nur in eine Saatschale sät. Der angebliche Nachteil relativiert sich aber rasch, wenn man dafür keine Setzlingsüberschüsse produziert. 😉

Ein weiteres Argument gegen die direkt-in-den-Topf-Saat ist das Risiko, dass nicht alle Samen auflaufen und man nachher zuwenig Setzlinge haben könnte. Dieses Risiko kann man abfedern wenn pro Topf zwei bis drei Samen zum Einsatz kommen und nach dem Auflaufen die Überzähligen ausgerissen werden. Das ist einfacher als beim pikieren, weil offensichtlich ist, dass sich zwei oder drei Pflanzen in einem kleinen Topf konkurrenzieren. Es birgt allerdings das Rest-Risiko, dass die ausgerissenen am Ende wieder „pikiert“ werden…

 

PS: Das Pikierdilemma wird in Nicks literarischem Gartenblog übrigens wunderschön in Worte gefasst 😉 http://www.gruentoene.ch/2014/04/04/pikierende-entscheidungen/