Es macht wenig Sinn mehrjährige Kulturen wie Rhabarber in die Fruchtfolge miteinzubeziehen. Dennoch findet man im Internet oder in Büchern Beispiele mit z.B. Mischkulturen aus Rhabarber und Buschbohnen. Wie das in der Praxis aussehen soll wird dabei nicht erklärt. Soll man Rhabarber einjährig im Bohnenbeet ziehen? Na dann viel Glück beim Versuch den Rhabarber wieder loszuwerden! Oder soll man die Bohnen Jahr für Jahr um den Rhabarber herum säen? Fruchtfolgemässig wäre das ein Unding. Man hätte es spätestens nach ein paar Jahren mit der Leguminosenmüdigkeit zu tun…
 
Solche Beispiele lassen sich eigentlich nur dadurch erklären, dass einmalige Ereignisse massiv überbewertet werden. Wenn die Bohnen just in dem Jahr, in dem sie neben dem Rhabarber standen, einen guten Ertrag brachten, folgt daraus der Kurz-Schluss, dass dies das Ergebnis der guten Nachbarschaft gewesen sein muss. Der Einfluss vom Wetter, vom Saatzeitpunkt, Sortenwahl, Düngung, Vorfrucht etc. wird komplett ausgeblendet. Alles wird auf die Nachbarschaftshilfe reduziert.
 
Damit wird die Nachbarschaftswirkung von Pflanzen – die es im Feinstofflichen durchaus gibt – massiv überbewertet und die Verantwortung für etwelche Misserfolge (und für Erfolge) auf die Nachbarschaftspflanzen abgeschoben. Beim Gärtnern ist das wenig hilfreich. Im Gegenteil: Es verhindert eher, dass man sich bemüht den Pflanzen eine möglichst artgerechte Entwicklung zu ermöglichen. Statt „wer passt zu wem“ sollte man sich fragen: Was braucht diese Pflanze an Licht, Nahrung, Wasser und Platz, sowohl in der Tiefe (für die Wurzeln), als auch in der Breite? Passt sie in die Fruchtfolge? Wann sollte ich säen und pflanzen? Ist mein Saatgut noch keimfähig und habe ich eine Sorte gefunden, die zu meinem Standort und gewünschten Zeitpunkt passt?