Können Pflanzen das Wetter vorhersagen? Die Antwort ist ein klares Jein. Pflanzen verhalten sich einfach so, wie es am besten für sie ist. Hat eine Pflanze, wie z.B. der Schwarze Holunder, frostempfindliche Blüten, so wird sie es vermeiden zu blühen, solange noch Frost zu erwarten ist. Wann das am jeweiligen Standort der Fall ist, „weiss“ die Pflanze aus Erfahrung. Pflanzen, die zu früh blühen, werden geschwächt und haben dann einen Wettbewerbsnachteil beim Kampf um Licht, Wasser und Nährstoffe. Die Natur ist diesbezüglich knallhart: Wer sich ständig falsch verhält, wird eliminiert und kann seine Gene nicht mehr weitergeben. (Meteorologen haben es da wesentlich besser: Sie können falsche Prognosen abgeben, ohne gleich um ihren Kopf bangen zu müssen).

Doch zurück zu den Pflanzen. Aus der Forschung weiss man, dass viele Pflanzen „rechnen“ können, d.h. sie reagieren auf eine bestimmte Temperatursumme. Dabei ist es offenbar egal, ob diese Summe duch mehrere Tage mit niedrigeren Temperaturen oder durch wenige Tage mit höheren Temperaturen erreicht wird. Meistens spielt jedoch eine gewissen Bandbreite eine Rolle: Was über einem bestimmten Wert liegt, z.B. über 30 Grad, zählt nicht. Auch was unter z.B. 5 Grad liegt wird in der Regel ausgeblendet.

Die meisten Gärtnerinnen und Gärtner kennen diesen Mechanismus vom Kopfsalat. Der wird nämlich reif, sobald eine bestimmte Temperatursumme erreicht ist. Bei kühlen Temperaturen kann das 6 bis 8 Wochen nach der Pflanzung der Fall sein, bei warmem Wetter ist es häufig schon nach 4 Wochen so weit. (Was übrigens auch erklärt, warum eine regelmässige Versorgung mit Kopfsalat aus dem eigenen Anbau nicht gerade einfach ist…)

Pflanzen sind also keine echten Wetterpropheten, sondern in erster Linie kühle Rechner. Da ihre Berechnung aber ordentlich gut mit dem Witterungsverlauf korreliert, können wir sie verwenden um den „richtigen“ Zeitpunkt fürs Gärtnern abzuschätzen. Selbst wenn es einmal Fehlschläge geben sollte sind Pflanzen immer noch hilfreicher als ein Blick auf den Kalender. Es ist naiv zu glauben nach den Eisheiligen vom 15.Mai trete an keinem Ort der nördlichen Hemisphäre noch Frost auf. Aber es ist realistisch darauf zu vertrauen, dass die Gefahr von Nachtfrösten nur noch minim ist, wenn der Flieder verblüht ist. Und dass die Frostgefahr in weite Ferne rückt, sobald die ersten Holunderblüten aufgehen. Der Schnee von letzter Nacht ändert daran nichts.

Setzlinge unter der Haube